Immer mehr UserInnen erhalten die Nachrichten statt über klassische Nachrichtenseiten über Social-Plattformen. Besonders TikTok ist hier bei Jüngeren beliebt. Dies zeigt der Reuters Institute Digital News Report 2023.
Vor kurzem wurde der jährliche Reuters Institute Bericht über Trends zum Nachrichtenkonsum veröffentlicht. Die Ergebnisse spiegeln auch gegenwärtige Online-Nutzungsgewohnheiten wider und bieten daher Social Media Marketern Hinweise darauf, wie sie eine gewinnbringendere Beziehung zu ihrem Publikum aufbauen können. Der in Zusammenarbeit mit YouGov erstellte Bericht, umfasst Antworten von fast 100.000 InternetnutzerInnen aus 52 Ländern. Er weist unter anderem auf Trends in Bezug auf das Nachrichten-Engagement hin und zeigt den Einfluss von TikTok, Instagram und Co. auf den Nachrichtenkonsum. Einen Teil dieses Berichts könnt ihr hier nachlesen.
Nachrichtenkonsum im Wandel: Immer mehr UserInnen setzen bei aktuellen Informationen auf TikTok, Instagram und Co.
Laut dem Reuters Institute Digital News Report 2023 ist das Interesse an Nachrichten (in Deutschland) weiter gesunken. Lediglich 52 Prozent der erwachsenen InternetnutzerInnen zeigen noch ein hohes Interesse an Nachrichten, verglichen mit 57 Prozent im Jahr 2022. Dieses Ergebnis aus dem Report unterstreicht das Leibniz-Institut für Medienforschung auf Twitter. Doch für eine Partei läuft es im Kontext Nachrichten in der Medienlandschaft gut: Social-Plattformen.
Die Daten zeigen, dass Social Media heutzutage die bevorzugte Quelle für Nachrichteninhalte ist – verglichen mit dem Zugriff auf Websites und Apps von NachrichtenverlegerInnen. Vor allem jüngere User-Gruppen greifen weniger häufig auf News Websites und Apps zu. Die Daten zeigen auch, dass dieses Verhalten je nach Region erheblich variiert. UserInnen in Asien, Lateinamerika und Afrika greifen eher auf Social-Plattformen zurück, während Personen im asiatisch-pazifischen Raum dazu neigen, Nachrichtenseiten wie Yahoo zu besuchen, um sich über das aktuelle Weltgeschehen zu informieren.
Insgesamt stellt diese Entwicklung jedoch weltweit eine wichtige Nutzungsverschiebung dar, die zudem den Einfluss von Social-Netzwerken in verschiedenen Regionen hervorhebt.
TikTok avanciert bei jüngeren Usern zur Top-Nachrichtenquelle
Die Daten liefern auch einige interessante Einblicke in die Entwicklung der Social-Media-Nutzungsgewohnheiten, einschließlich einer Übersicht darüber, welche Plattformen jüngere User derzeit präferieren. Laut des Reuters-Berichts ist die Nutzung von Facebook und Instagram rückläufig, während die Nutzung von TikTok und WhatsApp steigt. Die Nutzung von Snapchat und Twitter wiederum bleibt relativ stabil (trotz der verschärften Kritik an dem Kurznachrichtendienst seit der Übernahme durch Elon Musk).
Der Bericht aus dem Jahr 2022 ergab, dass insgesamt 40 Prozent der 18- bis 24-jährigen UserInnen Tiktok nutzten und davon 15 Prozent die Entertainment-Plattform für Nachrichten verwenden. 2023 sind diese Zahlen bereits gestiegen: 44 Prozent der 18- bis 24-jährigen UserInnen nutzen inzwischen TikTok und 20 Prozent greifen für auf die Plattform zurück.
Im Vergleich: Sowohl Facebook als auch Instagram erfreuen sich immer noch großer Beliebtheit. Doch TikTok überzeugt sowohl als News-, sowie Entertainment-Quelle immer mehr UserInnen und gewinnt somit weiterhin an Einfluss. Vor diesem Hintergrund setzen auch immer mehr Publisher auf TikTok, um mit News-Inhalten jüngere Zielgruppen zu erreichen – und, um Fake News auf der Plattform entgegenzuwirken.
Facebook ist im Vergleich mit anderen Plattform als Nachrichtenquelle weniger beliebt: Nur 28 Prozent der Menschen gaben an, in diesem Jahr über die Plattform auf Nachrichten zugegriffen zu haben, verglichen mit 42 Prozent im Jahr 2016.
Mehr User posten lieber in kleinen Gruppen als in großen Communities: Das sind die Auswirkungen dieser Entwicklung
Der wachsende Einfluss von TikTok ist gut dokumentiert, während der Aufstieg von WhatsApp den breiteren Trend weg vom öffentlichen Teilen widerspiegelt. Spannend in diesem Kontext ist vor allem das neue WhatsApp Broadcast Tool Channels, das im Juni gelauncht wurde. UserInnen neigen inzwischen eher dazu, Inhalte in kleineren, privaten Gruppen zu posten, anstatt sie mit einer großen Community öffentlich zu teilen. Diese Funktion zahlt genau auf diese Entwicklung ein, die sich auch in der folgenden Grafik widerspiegelt.
Twitter erforscht derzeit ebenfalls neue Möglichkeiten, die dazu dienen sollen, die User-Kommunikationen in Direct Messages zu leiten. Auch eine Meta-Untersuchung, über die das Wall Street Journal im Januar berichtete, zeigt dieses Phänomen: Die Analyse belegt, dass weniger Menschen sowohl auf Facebook als auch auf Instagram posten als in der Vergangenheit. Im Kontext des Nachrichtenkonsums auf Social-Media-Plattformen zeigt sich vor diesem Hintergrund, dass derzeit eher ein kleinerer Teil der UserInnen die Nachrichtenagenda in den sozialen Medien vorantreibt. Denn wie bereits erläutert, posten insgesamt weniger Menschen aktiv Beiträge auf den Plattformen.
Vertrauen in Nachrichten sinkt und Influencer avancieren zur vertrauenswürdigeren Quelle
Die Untersuchung ergab, dass NutzerInnen auf TikTok, Instagram und Snapchat Prominenten und Influencern mehr Aufmerksamkeit schenken als JournalistInnen und Medienunternehmen, wenn es um Nachrichtenthemen geht. Etwa 55 Prozent der TikTok-NutzerInnen und 52 Prozent der Instagram-NutzerInnen konsumierten ihre Nachrichten im untersuchten Zeitraum von „Persönlichkeiten“ auf den jeweiligen Plattformen, während auf TikTok nur 33 Prozent ihre Nachrichten von Mainstream-Medien und JournalistInnen auf TikTok und 42 Prozent auf Instagram erhalten haben.
Die Umfrage ergab außerdem, dass TikTok UserInnen (44 Prozent) den „normalen Menschen“ weitaus mehr Vertrauen entgegenbringen, wenn es um den Wahrheitsgehalt der geteilten Nachrichten geht, als denen anderer Plattformen, von denen keine über 37 Prozent lag. Die Ergebnisse zeigen auch, dass das Vertrauen in die Nachrichten im vergangenen Jahr um zwei Prozentpunkte gesunken ist. Des Weiteren gaben 56 Prozent der Menschen an, besorgt darüber zu sein, wie sie im Internet Fake News erkennen können – ein Anstieg um zwei Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.
Meidung von Nachrichten: Welche Rolle spielt KI bei dieser Entwicklung?
Laut des Berichts nimmt das Interesse an Nachrichten weltweit ab, da immer mehr Personen selektiv bestimmte Themen meiden. Insbesondere der Krieg in der Ukraine oder die Krise der Lebenshaltungskosten werden vermieden. Etwa 36 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Nachrichten häufig oder gelegentlich aktiv meiden. UserInnen, die Nachrichten meiden, scrollen zu 53 Prozent an entsprechenden Beiträgen vorbei oder wechseln den Kanal, wenn Nachrichten auftauchen, während 32 Prozent Themen meiden, die ihre Stimmung oder Ängste verstärken könnten.
Die aktuellen KI-Entwicklungen dürften im Rahmen dieser Entwicklungen ebenfalls Einfluss haben, immerhin überschwemmen aufgrund von AI Tools wie Midjourney immer mehr Fake News und Deep Fakes die Social-Media- und News-Landschaft. Unternehmen, welche an der Verbreitung solcher Inhalte beteiligt sind, könnten im Rahmen eines neuen Gesetzesentwurfs zur Verantwortung gezogen werden.
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