Die Grenzen zwischen Science-Fiction und Realität verschwimmen: Animierte Avatare, die nicht nur menschlich aussehen, sondern sich auch so verhalten, werden nun von Marken als Werbefiguren eingesetzt. Diese digitalen Avatare verfügen über eigene Social Media Profile und interagieren aktiv mit ihren neugierigen Anhängern. Eine neue Form von Influencer hat das Licht der Welt erblickt - die virtuellen Influencer.
Was sind virtuelle Influencer:innen?
Virtuelle Influencer:innen sind künstliche Avatare, die von Entwicklern oder Marken erstellt werden und über ihre eigenen Social Media Profile verfügen. Diese digitalen Influencer:innen führen Kooperationen durch und schalten Werbung, ähnlich wie ihre menschlichen Kolleg:innen. Sie werden mithilfe umfangreicher Datensammlungen vom Computer erzeugt und sind praktisch nicht von realen Personen zu unterscheiden.
Lösen virtuelle Influencer:innen heutige Creator:innen ab?
Um diese Frage zu beantworten, ist es wichtig zu berücksichtigen, was Influencer:innen in der Gegenwart auszeichnet. Influencer:innen profitieren von ihrer engen Beziehung zu ihrer Community. Sie interagieren auf einer freundschaftlichen Ebene mit ihren Follower:innen und es findet ein reger Austausch statt. Es entsteht eine Verbindung zwischen ihren Anhängern und den Influencer:innen. Follower:innen fühlen sich durch die alltäglichen Einblicke, die sie von ihren Influencer:innen erhalten, als Teil deren Lebens. Das Gefühl, eine echte Freundschaft zu haben und die Person wirklich zu kennen, schafft eine starke Gemeinschaft. Was also für erfolgreiches Influencer-Marketing erforderlich ist, sind Authentizität, Nähe und Glaubwürdigkeit.
Wie echt können virtuelle Influencer:innen sein?
Laut einer Umfrage der Mediaagentur OMD gaben 39 % der Befragten an, offen für virtuelle Charaktere im Influencer-Marketing zu sein. Männer stehen tendenziell virtuellen Influencer:innen offener gegenüber als Frauen.
Damit die Inhalte der virtuellen Influencer:innen möglichst authentisch erscheinen, nehmen sich die Entwickler:innen echte Content Creator:innen als Vorbild. Sie sind täuschend echt, bewegen sich und kommunizieren wie reale Menschen. Jedoch besitzen sie keine eigene Meinung und werden bewusst von Kund:innen oder ihren Entwickler:innen gesteuert.
Wo liegen die Vorteile von virtuellen Influencer:innen für Brands?
Virtuelle Influencer:innen werden von Personen erzeugt und haben (aktuell) noch keinen eigenen Willen und Handlungsdrang. Das macht sie für viele Unternehmen zu interessanten Werbegesichtern, da sie perfekt kontrollierbar sind. Brands können hierbei mit vorhandenen virtuellen Influencer:innen zusammenarbeiten oder eigene Avatare erstellen. Es kann exakt bestimmt werden, wie sich die nicht realen Influencer:innen zu verhalten haben, wie ihre Mimik und Kleidung ist und besonders wichtig: was sie sagen. Es gibt keine Skandale oder Rufschädigungen. Ebenso sind diese nicht durch Emotionen gesteuert und machen außerdem keine Fehler. Computergenerierte Avatare sind rund um die Uhr verfügbar und altern nicht. Alle Faktoren zur Bewerbung können perfektioniert und durch einen Computer eingestellt werden.
Außerdem erzeugt die Neuheit einen regelrechten Hype um die andersartigen, durch den Computer erzeugten Influencer:innen. Ein Mix aus Faszination und Neugierde sorgt dafür, dass reale Personen den virtuellen Avataren zusehen. Fotos und Videos der künstlichen Persönlichkeiten gehen viral und tausende Follower:innen warten sehnsüchtig regelmäßig auf neuen Content. Ebenso sind die Interaktionen und das Engagement unter den Postings kaum von denen der realen Influencer:innen zu unterscheiden. Es wird kommentiert, gelikt und geteilt
Sind die künstlichen Influencer:innen einmal erstellt, halten sich die Kosten für Unternehmen relativ gering. Die vorhandenen Avatare können jederzeit so genutzt und in Szene gesetzt werden, wie es das Unternehmen benötigt. Dies bietet einen enormen Vorteil gegenüber menschlichen Influencer:innen aus Fleisch und Blut. Es bedarf keinen Abstimmungen, Verhandlungen oder Prüfung und Freigabe des externen Contents. Es wird nur das nach außen gesendet, was die Brand wirklich möchte. Dadurch kann der künstliche Influencer direkt auf die Wünsche und Erwartungen der Zielgruppe angepasst werden.
Welche Gefahren birgen virtuelle Influencer:innen?
Nach Prognosen wird die Anzahl virtueller Werbefiguren in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen. Mit dem Fortschreiten der technologischen Entwicklung im Bereich Virtual und Augmented Reality werden diese Avatare noch weiterentwickelt und realistischer gestaltet.
In diesem Zusammenhang besteht auch die Gefahr, dass es immer schwieriger wird, virtuelle Avatare von realen Personen zu unterscheiden, je realistischer sie werden. Die Grenze zwischen virtuellen und echten Persönlichkeiten verschwimmt zunehmend. Diese Art der 'unechten Realität' kann als beunruhigend und unangenehm empfunden werden. Darüber hinaus vermitteln computergesteuerte menschliche Abbilder ein Schönheitsideal, das in der Realität oft nicht erreicht werden kann, da sie in der Regel nicht altern oder ihre physische Erscheinung verändern. Sie repräsentieren das perfekte Leben und das perfekte Wesen. Dies kann Unsicherheiten und Selbstzweifel in der menschlichen Bevölkerung verstärken, da sich Menschen mit den künstlichen Influencer:innen vergleichen könnten.
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