Seit Mitte 2018 können Facebook Nutzer bereits einsehen, welche Anzeigen von welcher Seite geschaltet werden. Jetzt geht Facebook noch einmal einen Schritt weiter und bietet die Funktion in einem Anzeigen-Archiv an.
Zwei Jahre, nachdem Facebook die Funktion erstmals angekündigt hat , stehen damit jetzt drei Wege zur Verfügung um auf die Anzeigen zuzugreifen.
Anzeigen Archiv (auch für nicht Nutzer)
Die größte Neuerung dürfte sein, dass mit dem neuen Anzeigen Archiv jetzt auch Personen ohne eigenen Facebook Account recherchieren können, welcher Akteur wie auf Facebook wirbt.
Die „Ads Library“ steht offen unter der URL https://www.facebook.com/ads/library/ zur Verfügung.
Für politikrelevante Themen gibt es darüber hinaus die Möglichkeit auch auf Anzeigen zuzugreifen, welche nicht mehr ausgespielt werden.
Transparenz für alle Nutzer
Ein angemeldeter Facebook Nutzer hat darübe rhinaus zwei Wege zur Verfügung, um die Anzeigen abzurufen. Das ist zum Einen in der Facebook-App möglich, zum Anderen direkt im Browser.
In der App:
Besucht ein Nutzer eine Facebook Seite in der App, poppt rechts oben im Bereich des Coverfotos ein Button mit der Beschriftung „Seiteninfos und Werbung“ auf. Mit einem Klick öffnet sich eine neue Seite, die einerseits die Historie der Seite samt Namensänderungen anzeigt und andererseits eine Übersicht der aktuell laufenden Anzeigen.
Im Browser:
Nutzer können für jede Seite unter der folgenden URL die Ads dieses Unternehmens abrufen: https://facebook.com/SEITENNAME/ads
Das sieht dann in etwa so aus:
Wir glauben nicht, dass das Offenlegen der Anzeigen einen großen Einfluss auf den einzelnen Nutzer haben wird. Schon heute gibt es ähnliche Tools, die zum Beispiel anzeigen, in welchen Interessen- und Zielgruppen man sich selbst befindet. Kennen tut diese aber kaum jemand.
Ads als Tab in der Seite
Wer es dem Nutzer besonders einfach machen will, kann übrigens auch direkt noch einen entsprechenden Tab in der eigenen Seite einfügen. Dieser findet sich in den Seiteneinstellungen unter „Seite bearbeiten“.
Dieser Tab ist eigentlich auch nur ein Aufruf der oben bereits genannten URL. Sieht also genau so aus.
Größte Transparenz für politische Anzeigenkampagnen
Richtig „heftig“ sind die Details zu einzelnen Anzeigen, wenn es um politische Akteure geht. Facebook veröffentlich bei diesen nicht nur das Motiv und die Laufzeit sondern zusätzlich das Budget sowie eine Aufschlüsselung nach Demographie und Region in der die Anzeige gezeigt wurde!
Da wird es sicher im kommenden Europwahl-Wahlkampf spannend sein ein Auge drauf zu werfen.
Konsequenzen für Werbetreibende
Ziemlich groß sind die Konsequenzen für alle Werbetreibenden. Stellt euch nur vor wie spannend es für VW sein könnte zu sehen, mit welchen Werbemitteln zum Beispiel BMW auf Facebook unterwegs ist. Inklusive aller A/B und Split-Test Variationen.
Oder denken wir an die Agentur, die zum Pitch bei VW eingeladen ist und die bisherigen Werbeaktivitäten des Mitbewerbers in der Luft zerreißen könnte.
Oder prinzipiell Social-Media-Agenturen, die dann der Reihe nach Marken anrufen können, um sie auf ihre schlechten oder fehlenden Ads aufmerksam zu machen.
Vereinzelt wird es aber sicher auch Nutzer geben, die diese Funktion zu ihren Gunsten nutzen und in Werbeanzeigen für eine spezielle Zielgruppe verbreitete Promo-Codes für sich nutzen.
In Zukunft muss diese Transparenz bei der Konzeption aller Kampagnen gleich mitbedacht werden. Inklusive möglicher rechtlicher Aspekte die zu Tage treten könnten. Etwa die Verwendung von nicht lizensierten Bildern, Verwendung von Mitbewerber Marken- und Produktnamen, fehlende Kennzeichnung von Verbrauchs- und Energiewerten, usw.
Fazit
Mit Facebooks neuer Transparenz-Offensive macht das Netzwerk alle Anzeigen eines Unternehmens sichtbar. Inklusive aller Vor- und Nachteile, die sich für die verschiedenen Akteure daraus ergeben.
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