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Neue EU-Regel: Bonitätsprüfung bei Klarna & PayPal kommt

  • katharina661
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

„Buy now, pay later“ (BNPL) hat sich in den letzten Jahren vom Nischenmodell zum Mainstream-Trend entwickelt – vor allem bei jungen Menschen. Dienste wie Klarna und PayPal ermöglichen es, sofort zu shoppen und die Rechnung erst später oder in Raten zu begleichen. Doch dieser Komfort hat eine Schattenseite: Unter dem Hashtag #Klarnaschulden zeigen vor allem junge Nutzerinnen und Nutzer auf TikTok, wie sie teils Tausende Euro Schulden anhäufen. Die EU reagiert nun mit strengeren Regeln. Ab dem 20. November müssen auch Kleinkredite unter 200 Euro einer Bonitätsprüfung unterzogen werden. Das soll Verbraucher schützen – und hat auch weitreichende Konsequenzen für den Onlinehandel.

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Ein neuer Alltag für BNPL-Anbieter: Bonitätsprüfung Pflicht – auch bei kleinen Beträgen

Mit der Umsetzung der europäischen Verbraucherkreditrichtlinie wird erstmals eine verpflichtende Bonitätsprüfung auch bei Kleinstbeträgen eingeführt. Das bedeutet:

  • Bei jedem Kauf mit Zahlungsaufschub – egal ob 20, 50 oder 150 Euro – muss der Anbieter prüfen, ob der Kunde zahlungsfähig ist.

  • Betroffen sind vor allem Klarna und PayPal, aber auch kleinere BNPL-Anbieter wie Ratepay oder Riverty.

  • Prüfen können sie selbst oder über eine Kreditauskunftei – meist die Schufa, die jetzt zusätzliche Aufträge erwartet.

Viele Unternehmen machen das bereits teilweise, insbesondere bei Neukunden, zu denen sie keine Zahlungserfahrungen haben. Für sie wird der Prüfprozess nun allerdings verpflichtend und standardisiert.


Warum die EU eingreift

Der Grund für die neuen Regeln ist klar: BNPL ist in vielen Fällen ein Einstieg in die Überschuldung. Laut der Studie „Jugend in Deutschland“ ist bereits jeder fünfte 14- bis 29-Jährige verschuldet – 2023 waren es noch 16 Prozent.


Klarna & Co. funktionieren im Grunde wie ein kurzfristiger Kredit: Der Anbieter bezahlt die Ware und fordert das Geld später vom Kunden zurück. Werden Zahlungen versäumt, drohen Mahngebühren oder hohe Zinsen bei Ratenzahlungen. Ein gefährlicher Mix für junge, impulsive Konsumenten.


Unsicherheit bei der Prüftiefe

Wie streng die Bonitätsprüfungen ausfallen müssen, ist allerdings noch nicht abschließend geklärt. Die Richtlinie spricht von einer „angemessenen“ Prüftiefe – abhängig von Art, Höhe und Laufzeit des Kredits. Verbraucherschützer befürchten, dass Anbieter bei sehr kleinen Beträgen nur oberflächlich prüfen könnten, obwohl bereits andere Verbindlichkeiten bestehen.


Das Bundesministerium betont jedoch, dass klare gesetzliche Vorgaben existieren. Die konkrete Ausgestaltung soll sich aber am Einzelfall orientieren.


Ein weiteres Problem: Rechnungskauf könnte betroffen sein

Ein brisanter Punkt: Auch der Kauf auf Rechnung könnte unter die Prüfpflicht fallen – wenn der Zahlungsanspruch an eine Drittfirma ausgelagert ist.


Beispiel: Zalando wickelt Zahlungen über die „Zalando Payments GmbH“ ab. Da hier formal ein Dritter als Gläubiger auftritt, könnten künftig auch Rechnungskäufe eine Bonitätsprüfung erfordern.


Ob das tatsächlich so ist, sollen letztlich Gerichte entscheiden. Für Händler bleibt aber eine große Unsicherheit bestehen.


Was bedeutet das alles für den E-Commerce?

Die neuen Regelungen wirken sich unmittelbar auf den Onlinehandel aus. Hier die wichtigsten Konsequenzen:


1. Längerer Checkout und potenziell höhere Abbruchquoten

Eine Bonitätsprüfung – auch wenn sie schnell abläuft – ist ein zusätzlicher Schritt im Checkout-Prozess.Das kann zu:

  • längerer Kaufabwicklung,

  • Unsicherheit („Werde ich abgelehnt?“),

  • und mehr Kaufabbrüchen führen.

BNPL war bislang beliebt, weil es reibungslos funktionierte. Diese Leichtigkeit könnte verloren gehen.


2. Höhere technische Anforderungen für Händler

E-Commerce-Shops müssen:

  • Zahlungsschnittstellen aktualisieren,

  • Prüfprozesse integrieren,

  • Ablehnungen behandeln können,

  • Informationspflichten erfüllen.

Viele Händler, besonders kleinere Shops, stehen hier vor einem deutlichen technischen und organisatorischen Mehraufwand.


3. Auswirkungen auf die Conversion Rate

BNPL ist für Händler ein Conversion-Booster – vor allem bei jüngeren Zielgruppen. Mit Bonitätsprüfung:

  • steigt die Zahl der abgelehnten Käufer,

  • sinkt die Erfolgsquote dieser Zahlungsmethode,

  • könnte die Nutzung insgesamt zurückgehen.

Für Produkte im Niedrigpreissegment (Mode, Kosmetik, Kleinartikel) ist das besonders relevant.


4. Mögliche Verschiebung der Zahlungsmethoden

Viele Kunden könnten wieder häufiger auf klassische Zahlarten zurückgreifen:

  • Sofortüberweisung

  • Lastschrift

  • Kreditkarte

  • PayPal ohne BNPL

Händler sollten ihre Zahlungsangebote deshalb möglichst breit aufstellen.


5. Stärkere Regulierung als Vertrauensfaktor

Die strengeren Regeln haben auch eine positive Seite:

  • Weniger Risiko für Zahlungsausfälle

  • Stärkerer Verbraucherschutz

  • Vertrauen in BNPL steigt langfristig

Händler, die transparent kommunizieren, dass sie verantwortungsvolle Zahlungsmethoden anbieten, könnten sogar profitieren.


6. Kostensteigerung durch Compliance

Mit den Prüfpflichten entstehen zusätzliche Kosten:

  • Gebühren für Bonitätsabfragen

  • technische Implementierung

  • rechtliche Dokumentation

  • Personal- und Prozessaufwand

Für große Händler wie Zalando ist das kalkulierbar. Für kleine Shops kann es jedoch eine Belastung sein.


Fazit

Die neue Verbraucherkreditrichtlinie bringt BNPL-Dienste wie Klarna und PayPal in die Pflicht – und sorgt dafür, dass auch Kleinkredite künftig verantwortungsvoller vergeben werden. Aus Sicht des Verbraucherschutzes ist das ein wichtiger Schritt, um die wachsende Verschuldung junger Menschen einzudämmen.


Für den E-Commerce bedeutet die Neuregelung jedoch einen tiefen Einschnitt: Der Checkout wird komplexer, technische Anpassungen werden notwendig, und für einige Händler könnte sich das Kaufverhalten ihrer Zielgruppe ändern.


Langfristig könnte die Regulierung aber dazu führen, dass BNPL als seriöse, nachhaltige Finanzierungsform gestärkt wird – wovon sowohl Verbraucher als auch Händler profitieren.


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